Vorstellung der Kampagne „Geschmäcker sind verschieden“
Anja Roth
Fachliche Ansprechpartnerin des Süßstoff-Verbands e.V.
Ein Plädoyer für ein großes Lebensmittelangebot, Geschmacksvielfalt und die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher
#geschmäckersindverschieden
Die Kampagne „Geschmäcker sind verschieden“ plädiert für ein großes Lebensmittelangebot, Geschmacksvielfalt und die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Das breite Lebensmittelangebot ist ein Luxus, den es zu bewahren gilt – denn Geschmäcker sind verschieden.
Zwar mag das „Schlaraffenland“ manche überfordern, doch die Lösung liegt nicht in einer Reglementierung des Angebots. Stattdessen braucht es Unterstützung beim richtigen und gesunden Umgang mit Lebensmitteln.
Eine aktuelle Studie der Robert Bosch-Stiftung (2025) bestätigt: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen nicht bevormundet werden. Die „selbstbestimmten Verbraucher“ (Koalitionsvertrag 2025) möchten selbst entscheiden, was sie essen – dazu aber von der Politik befähigt werden. Die Politik sollte daher nicht auf Ernährungsverbote setzen, sondern in die Steigerung der Ernährungskompetenz investieren.
„Mmmh, lecker“ – das zeigt, wenn etwas schmeckt. Es sind wohlklingende Laute für ein wohliges, aber sehr individuelles Gefühl! Wer kennt die Herausforderung nicht, es allen Geschmäckern recht machen zu wollen? Ein schwieriges Unterfangen – denn Geschmäcker sind verschieden!
Das große Lebensmittelangebot trägt der Vielfalt der Geschmäcker Rechnung. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei! Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren von der großen Auswahl, sie kommen buchstäblich in den Genuss dieser Vielfalt.
Gut schmecken sollte unser Essen, das sagen 99 Prozent der Befragten im BMEL-Ernährungsreport „Deutschland, wie es isst“ (2024). Bei keiner anderen Frage zu ihrer Ernährung sind sich die Deutschen so einig. Und sich Zeit zum Genießen zu nehmen und entspannt zu essen, ist gut für die Gesundheit. Genuss ist kein Synonym für Völlerei!
Das Lebensmittelangebot steht in der Kritik: Einige Lebensmittel seien zu fettig, zu salzig oder zu süß.
Das ursprüngliche Ziel der Nationalen Reduktionsstrategie (NRI) und der Zuckerreduktion war es, den Energiegehalt von Lebensmitteln und somit die Kalorienaufnahme zu senken.
Heute liegt der Fokus auf dem süßen Geschmack. Lebensmittel sollen „weniger süß“ schmecken, fordern Politik und NGOs. Sie argumentieren mit einer „Süßprägung“, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.
Die Bemühungen der Lebensmittelindustrie werden nicht anerkannt: Reformulierungen mit Süßstoffen, light- und zero-Produkte werden kritisch betrachtet und Regulierungen gefordert. Außen vor bleibt oft der Verbraucherwille. Die neue Bundesregierung (Koalitionsvertrag 2025) setzt die richtigen Botschaften: „Freiwilligkeit, Anreize und Eigenverantwortung“. Denn Geschmacksvorlieben lassen sich nicht verbieten.
Wer ein Verständnis von Kochen und Backen hat, kennt die Schwierigkeiten, fehlende Zutaten zu ersetzen. Denn was am Ende herauskommt, soll auch schmecken. Die Lebensmittelindustrie verfügt über eine große Expertise bei Produktentwicklungen und Reformulierungen. Sie weiß, was funktioniert, schmeckt und auf dem Markt ankommt.
Wird der Zucker aus dem Rezept gestrichen, geht nicht nur der süße Geschmack verloren (Süßung sowie Geschmacksverstärkung). Der Rührkuchen ist trocken und krümelig (Feuchteregulierung). Seine Kruste ist nicht gebräunt, sondern weiß-gelblich (Maillard-Reaktion). Er ist kleiner als das Original (Kuchenmasse) und seine Haltbarkeit deutlich kürzer (Konservierung). Der „unglückliche“ Rührkuchen hat so keine Chance auf dem Markt. Das Beispiel zeigt: Reformulierungen sind komplex!
Reformulierungen und Produktinnovationen sind mit einem hohen Aufwand verbunden, zudem benötigen sie Kreativität und Handlungsspielraum. Bereits heute hat die Lebensmittelwirtschaft bei der Optimierung von Rezepturen viel erreicht – zum Beispiel innerhalb der Reduktionsstrategie.
Süßstoffe sind der wichtigste und nachweislich wirkungsvollste Baustein bei der Reformulierung zuckerhaltiger Produkte. Sie liefern keine Kalorien, beeinflussen weder den Insulin- noch den Blutzuckerspiegel negativ und sind nicht kariogen. Sie können daher in vielen Lebensmitteln als Zuckeralternative eingesetzt werden. Süßstoffe sind ein nützliches, erprobtes und bewährtes Hilfsmittel, um Zucker und Kalorien zu reduzieren.
Die Lebensmittel seien „zu süß“, so die Kritik. Unabhängig von ihrer Kalorienzahl. Als Begründung wird die These der Süßgewöhnung angeführt, nach der eine stark gesüßte Ernährung zu einer veränderten Wahrnehmung von süßen Lebensmitteln, zu einer Gewöhnung an den süßen Geschmack und zu einem übermäßigen Süßkonsum führen könne.
Das mag auf den ersten Blick überzeugend klingen, aber zahlreiche Studien widerlegen diese These:
Aktuelle Studien zeigen, dass die angeborene Süßpräferenz durch eine vermehrte Zuckeraufnahme nicht weiter verstärkt werden kann. Sie bestätigen, dass eine besondere Süßexposition nicht zwangsläufig zu einer erhöhten Vorliebe für den süßen Geschmack führt. Im Gegenteil: Durch die sogenannte spezifische sensorische Sättigung kommt es eher zu einer Verringerung der Vorliebe für Süßes.
Es gibt keine Belege, dass wir unsere angeborene Vorliebe für Süßes verringern können und somit auch keine Evidenz für die Maßnahme der Süßreduktion. Das gestehen das Max Rubner-Institut (MRI) (2024) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2023) ein und verweisen auf die nicht ausreichende Evidenzlage bzw. den Forschungsbedarf zur Süßwahrnehmung/Süßprägung. Auch die Deutsche Adipositas Gesellschaft verweist in ihrer aktuellen S3-Leitlinie (2024) auf die fehlenden wissenschaftlichen Belege für eine Süßgewöhnung.
Die Wahl von Süßstoff-gesüßten Lebensmitteln und Getränken ist eine bewusste Konsumentscheidung – das zeigt eine Verbraucherumfrage des GfK eBUS®, die der Süßstoff-Verband in Auftrag gegeben hat. Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen vor allem die Vorteile der kalorienfreien Süße: Die Kombination von Geschmack und weniger Kalorien ist das entscheidende Kaufargument für Light- und Zero-Produkte.
Zwei Drittel der Zero- und Light-Verwender/-innen in Deutschland (Österreich: 59 Prozent, Schweiz: 65 Prozent) wollen nicht auf den süßen Geschmack verzichten, aber unnötige Kalorien sparen. Vor allem der jüngeren Zielgruppe geht es um den süßen Genuss ohne Reue.
Süßstoff-gesüßte Lebensmittel und Getränke gehören in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Konsumalltag vieler Verbraucherinnen und Verbraucher: Drei Viertel der Befragten in Deutschland konsumieren mindestens einmal pro Woche Light- oder Zero-Produkte. Jede/-r Zweite greift sogar täglich zu Lebensmitteln mit kalorienfreier Süße.
Für 80 Prozent der Befragten ist „süß“ positiv besetzt. Für sie bedeutet Süßes Genuss.
Im Auftrag vom Süßstoff-Verband e.V. wurden im Oktober 2023 mit dem GfK eBUS® jeweils ca. 1.000 Personen in Deutschland (18-74 Jahre), Österreich (ab 18 Jahren) und der Schweiz (16-74 Jahre) befragt, die die deutschsprachige (und in der Schweiz französischsprachige) Bevölkerung repräsentieren.
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